Der diesjährige 101. Band hat mit 360 Seiten einen stattlichen Umfang. Die hier veröffentlichten dreizehn großen und drei kleinen Beiträge von international renommierten Wissenschaftlern aus Deutschland, den USA und
Kanada zeigen eindrucksvoll, wie breit die Bach-Forschung derzeit aufgestellt ist und wie vielfältig die Erkenntnisse sind, die sich mit wissenschaftlichen Methoden gewinnen lassen. Das Bach-Jahrbuch favorisiert traditionell Studien, die sich um eine Erweiterung des faktischen Wissens über Johann Sebastian Bach, seiner Familie und seinen Zeitgenossen bemühen. Daß die Arbeit mit archivalischen und musikalischen Quellen noch immer außerordentlich lohnend ist, zeigen die in diesem Band vorgelegten Erkundungen zu Textdichtern (Christine Blanken, Marc Roderich Pfau), zur Lebensgeschichte seiner Schüler (Michael Maul, Bernd Koska), zu Schreibern und zur Provenienz von frühen Abschriften (Peter Wollny) sowie zu den Originaldrucken (George Stauffer). Auch Erkundungen des zeitgenössischen Umfelds liefern nach wie vor bemerkenswerte neue Einblicke in Bachs Lebenswirklichkeit (Robert und Traute Marshall, Hans-Joachim Schulze). Unverzichtbar ist darüber hinaus aber auch die fortwährende Beschäftigung mit den Partituren. Aus der Betrachtung des intrikaten kontrapunktischen Gewebes ergeben sich immer wieder Rückschlüsse auf den Entstehungsprozeß von Kompositionen – etwa im Falle des ersten Chors der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21 (Klaus Hofmann) – oder auf Bachs künstlerische Intentionen – so in der fragmentarischen „Fuga a 3 Soggetti“ aus der Kunst der Fuge (Otfried Büsing).
Ein weiteres seit einiger Zeit aktuelles Thema ist das Phänomen der Bach-Rezeption im frühen 19. Jahrhundert. Neben führenden Protagonisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann steht die noch kaum erschlossene Schar der Bach-Enkelschüler und der letzten Nachkommen der Musikerfamilie Bach. Daß auch hier die Quellen längst nicht ausgeschöpft sind, zeigt eine Auswertung eines Tagebuchs des Komponisten und Dirigenten Woldemar Bargiel, der neue Einblicke in Schumanns Kenntnis von Bachs Schaffen bietet (Russell Stinson). In diesen Zusammenhang gehört auch der Bericht über die Wiederentdeckung des seit 75 Jahren verschollenen Porträts des Bach-Enkels Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759–1845), das Anfang Dezember 2015 im Rahmen einer Feierstunde der Sing-Akademie zu Berlin rückübereignet und sodann als Dauerleihgabe dem Bach-Archiv Leipzig zur Verfügung gestellt wird (Brigitte Huber). In das nähere Umfeld von Bachs Wirken gehört schließlich das weite Feld des mitteldeutschen Orgelbaus, dessen Bedeutung uns in zwei Fallstudien vor Augen geführt wird (Albrecht Lobenstein, Lynn Edwards Butler).
Mit dem Bach-Jahrbuch 2015 wird die neue Rubrik „Dokumentation“ eingeführt. Hier sollen künftig sowohl unbekannte als auch bekannte, aber schwer greifbare Texte in zitierfähiger Form und mit exakten Quellenangaben vorgestellt werden (Hans-Joachim Schulze).
Das Bach-Jahrbuch ist ab sofort im Buchhandel (ISBN 978-3-374-04320-0) für 14,80 € erhältlich. Mitglieder der Neuen Bachgesellschaft bekommen das Bach-Jahrbuch in Kürze mit dem Mitteilungsblatt unserer Gesellschaft kostenfrei zugesandt.
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